Sprache und Leib
bei Johann Georg Hamann1)
 
 
 
  In seinen "Sokratische[n] Denkwürdigkeiten" äußert Hamann, daß ihm "der Leib eine Figur oder Bild der Seelen zu seyn" (NII66)2) scheine. Was will Hamann damit sagen? Hat der Leib bei ihm einen Zeichencharakter? Ist das etwa ein Bekenntnis zur Physiognomik?
  Hamanns Schriften enthalten sehr viele Worte, die mit dem Leib zu tun haben. Sie wurden aus verschiedenen Anlässen geschrieben, und es ist somit nicht leicht, sie alle in einen Zusammenhang zu bringen. Hier möchte ich versuchen klarzustellen, daß und wie Sprache und Leib bei Hamann eng miteinander verbunden sind. Zuerst fangen wir an mit den Bildern, die die Nahrung und Verdauung betreffen.
 
 
1. Schmecken und Sehen
 
  Hamann beginnt seine Erstlingsschrift, "Sokratische Denkwürdigkeiten", mit einer Zuschrift: "An das Publikum, oder Niemand, den Kundbaren" und bezeichnet diese Schrift selbst als "Küchlein" sowie als "Pillen". "Meine Gabe besteht in nichts als Küchlein, von denen ein Gott, wie Du, einst barst. Überlaß sie daher einem Paar Deiner Anbeter, die ich durch diese Pillen von dem Dienst Deiner Eitelkeit zu reinigen wünsche." (NII59) Später nennt er den Grund, warum diese Küchlein Pillen genannt werden: "Weil diese Küchlein nicht gekaut, sondern geschluckt werden müssen, [...] so sind sie nicht für den Geschmack gemacht." (NII60) Sie sind also nicht zum ästhetischen Genuß sondern zur Wirkung, zur Verdauung und Ernährung bestimmt. So fängt Hamanns Autorschaft an, die immer auf den Dialog mit den Lesern zielt.
  Das Motiv zur Abfassung der "Sokratische[n] Denkwürdigkeiten" kam von außen: Sein Freund Berens, ein Rigaer Kaufmann und überzeugter Anhänger der Aufklärung, bedauerte Hamanns "Bekehrung" zum christlichen Glauben. Berens bat Kant, den Philosophiedozenten der Königsberger Universität, um Hilfe und besuchte Hamann mit diesem zusammen, um ihn füt das Lager der Aufklärung wiederzugewinnen. Hamanns Erstlingsschrift scheint zunächst als Apologie seines neuen Lebenswandels entstanden zu sein. Sie ist aber keine bloße Apologie sondern eine Streit-, ja Missionsschrift, die von einer "indirekten Mitteilung" durchdrungen ist.3) Hamann schildert darin nämlich Leben und Tod des Sokrates und erwähnt das Christentum überhaupt nicht. Er verbirgt somit sein eigentliches Anliegen hinter dem "Schleyer" der griechisch-vorchristlichen Zeit, so daß die ganze Schrift eine "mimische Arbeit" (NII61) d.h. eine Geste des Zeigefingers wird.
  Hamann schreibt weiter über die Schreibweise dieser Schrift. "Ich habe über den Sokrates auf eine sokratische Art geschrieben. Die Analogie war die Seele seiner Schlüsse, und er gab ihnen die Ironie zu ihrem Leibe." (NII61) Die Schreibart einer Schrift, der Stil, wird hier als Leib der Schrift betrachtet und genauso wie die Seele, der Inhalt der Schrift, für entscheidend gehalten. Hier wird zuerst angedeutet, daß auch in bezug auf Literatur und Autorschaft "der Leib eine Figur oder Bild der Seelen" ist. Hamann nennt die Absicht der sokratischen Redensweise: "Sokrates lockte seine Mitbürger aus den Labyrinthen ihrer gelehrten Sophisten zu einer Wahrheit, [...] zum Dienst eines unbekannten Gottes."(NII77) "Diese Projecte waren die Näschereyen, welche Sokrates seinen Mitbürgern zu vereckeln suchte." (NII80) Hamanns Stil mit Bildern von Speisen und Bersten ist also zunächst als Mimik, als stilistische Nachahmung des Sokrates zu verstehen.
  Im ersten Abschnitt deutet Hamann die Selbsterkenntnis der eigenen Problematik als tiefste Erfahrung des Sokrates. Das erlaubt Hamann, im zweiten Abschnitt, die sokratische Unwissenheit auf die Empfindung zu gründen. "Die Unwissenheit des Sokrates war Empfindung. Zwischen Empfindung aber und einen Lehrsatz ist ein grösserer Unterscheid als zwischen einem lebenden Thier und anatomischen Gerippe desselben."(NII73) Was ist aber diese "Empfindung"? Hat sie etwa mit der "Empfindsamkeit" der Zeit zu tun?4)
  Hamann fügt hinzu, daß diese Selbsterkenntnis völlig verschieden von dem intellektuellen Nichtwissen ist. Weil die Unwissenheit dem Sokrates ins Dasein tief eingeprägt ist, als wäre sie ein Teil seines Leibes selbst, erhält sie die Bestätigung von innen, d.h. vom ganzen Leben. Die Wirklichkeit dieses Lebens ist viel tiefer als die des bloßen Verstandes, der nur intellektuell Beweise und Gründe geben kann. Hamann vergleicht die Gewißheit dieser Empfindung mit der des Todes. "Was ist gewisser als des Menschen Ende?" (NII73) Unwissenheit ist also keineswegs der Nullpunkt, der nur eine bloße Leere bedeutet. Sondern sie ist ein prägnantes Nichts, wodurch alles bestimmt und geordnet wird, wie das Leben erst vom Tod her seinen vollen Sinn erhält.
  In diesem Zusammenhang deutet Hamann selbst an, daß die Unwissenheit schon mit dem Glauben gleichen Ursprungs ist. Dabei handelt es sich zunächst um Glauben im weitesten Sinne: "Unser eigen Daseyn und die Existentz aller Dinge ausser uns muß geglaubt und kann auf keine andere Art ausgemacht werden. [...] Was man glaubt, hat daher nicht nöthig bewiesen zu werden, und ein Satz kann noch so unumstößlich bewiesen seyn, ohne deswegen geglaubt zu werden." (NII73)
  Hamann behauptet, daß der Glaube schon für die banale Alltäglichkeit, für die Erkenntnis der bloß äußeren Welt, unentbehrlich ist, wobei man das Dasein der Dinge ohne Beweis schon voraussetzt und es nicht der Prüfung der Vernunft unterwirft. So ist es höchst unsinnig, die Innerlichkeit, diese Empfindung der Unwissenheit, wie es die Aufklärer eben tun, in den Prozeß der Beweisführung zu bringen. Dabei nimmt Hamann Hume zur Unterstützung: "Wer immer durch den Glauben bewogen wird derselben Beyfall zu geben, der ist sich in seiner eigenen Person eines beständig fortgesetzten, ununterbrochen Wunderwerkes bewußt, welches alle Grundsätze seines Verstandes umkehrt." (ZHI356)5) Hume's Äußerung war eigentlich als Kritik der inkonsequenten Bemühungen gedacht, eine vernünftige Naturreligion zu schaffen. Hamann zieht aber einen biblischen Gedankenschluß daraus: die Unabhängigkeit des Glaubens von der Vernunft, ja von allem menschlichen Vermögen. So schrieb er weiter in den "Denkwürdigkeiten": "Der Glaube ist kein Werk der Vernunft und kann daher auch keinem Angrif derselben unterliegen; weil Glauben so wenig durch Gründe geschieht als Schmecken und Sehen." (NII74)Wieder ein Bild des Speisens, diesmal zusammen mit dem des Gesichts.
  Der Glaube wird hier mit dem sinnlich-leiblichen Vermögen, Gesicht und Geschmack, parallelisiert. Die Akzentuierung des Glaubens ist zwar zunächst im Humeschen Sinne als direkte, sinnliche Gewißheit der Erfahrung zu verstehen. Weil hier aber "Schmecken und Sehen" ein Zitat aus dem Psalm 34, 9 ist, wird deutlich, daß Hamann gleichzeitig auch auf den christlichen Glauben hinweist, der wie jene Empfindung der Unwissenheit bei Sokrates als existentielle Entschlossenheit den ganzen Menschen durchdringt. Hier braucht Hamann der Vernunft gegenüber den Glauben nicht mehr zu rechtfertigen. Denn die Vernunft, verglichen mit dem sinnlich-leiblichen Vermögen, hat keinen Vorteil mehr im Verhältnis zum Glauben. Hier wird eher das Sinnlich-leibliche hervorgehoben, aber in einem ganz anderen Zusammenhang als in der Ästhetik von Wolf-Baumgarten. Durch die Humesche Skepsis, die viel gründlicher als der methodische Skeptizismus der Zeit ist, wird die Gewißheit des sinnlich-leiblichen Erkennens eher als existentielles Ereignis angesehen, das in die tiefste Tiefe des Menschen wirkt und ihn erschüttert.
  Wenn Hamann also seine Schrift als Nahrung darstellt, wird damit sicherlich auf solch ein existentielles Vernehmen hingewiesen.
 
 
2. Sinne und Leidenschaften
 
  Gleichnisse des Speisens sind auch in der "Aesthetica in nuce" zu finden. Wie im Titel steht, nennt Hamann die Schrift selbst Nux, also wieder mit dem Bild eines Nahrungsmittels. Ganz am Ende der Schrift heißt es: "Es schmeckt alles in dieser ästhetischen Nuß nach Eitelkeit!" (NII217) Mit Ironie und Humor bezeichnet Hamann diese Schrift und ihre Schreibweise auch als "großen leinenen Tuch" (NII200), der voll von unreinen, d.h. nach dem Gesetz nicht zum Essen bestimmten Tieren, Gewürmen und Vögeln ist. In den ersten beiden Hauptschriften verwendet er also Gleichnisse, die etwas mit Speisen und Verdauen zu tun haben. Es kann dies kein Zufall sein. Wenn man die "Aesthetica in nuce" genau liest, merkt man sofort, daß die Akzentuierung des Sinnlich-leiblichen hier noch öfters und viel deutlicher ausgedrückt wird.
  "Sinne und Leidenschaften reden und verstehen nichts als Bilder. In Bildern besteht der ganze Schatz menschlicher Erkenntniß und Glückseeligkeit. Der erste Ausbruch der Schöpfung, und der erste Eindruck ihres Geschichtschreibers; - - die erste Erscheinung und der erste Genuß der Natur vereinigen sich in dem Worte: Es werde Licht! hiermit fängt sich die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an." (NII197) Hier wird der Mensch durch Sinne und Leidenschaften charakterisiert, und nicht etwa durch Denken. Dem Nachdruck des sinnlich-leiblichen Vermögens entsprechend, besteht sein gesamter geistiger Besitz in Bildern. Diese Bildhaftigkeit des menschlichen Erkennens und Sichverhaltens wird hier schöpfungstheologisch gedeutet. Das Wort am Anfang, das selbst als ein bildhaftes Ereignis geschieht, bringt das Licht hervor. Und im Licht wird für die sinnliche Empfindung erst alles gegenwärtig.
  Hamann weist dabei auf die Kontinuität zwischen Natur und Mensch hin. "Die Natur würkt durch Sinne und Leidenschaften,"(NII206) "weil alle unsere Erkenntnis sinnlich, figürlich und der Verstand und die Vernunft die Bilder der äußerlichen Dinge allenthalben zu Allegorien und Zeichen abstracter, geistiger und höherer Begriffe macht." (NI157) Für Hamann ist also die Erkennnisorganisation des Menschen ein Analogon der Natur, was wiederum im Entschluß Gottes zur Schöpfung zu begründen ist: "Diese Analogie des Menschen zum Schöpfer ertheilt allen Kreaturen ihr Gehalt und ihr Gepräge, von dem Treue und Glauben in der ganzen Natur abhängt. Je lebhafter diese Idee, das Ebenbild des unsichtbaren GOttes in unserm Gemüth ist; desto fähiger sind wir Seine Leutseeligkeit in den Geschöpfen zu sehen und schmecken, zu beschauen und mit Händen zu greifen. Jeder Eindruck der Natur in dem Menschen ist nicht nur ein Andenken, sondern ein Unterpfand der Grundwahrheit: Wer der HERR ist. Jede Gegenwürkung des Menschen in die Kreatur ist Brief und Siegel von unserm Antheil an der Göttlichen Natur, und daß wir Seines Geschlechts sind." (NII206f.)
  In diesem Sinne wird die Natur als Sprache Gottes, als eine poetische Ursprache bezeichnet, die im Leib des Menschen, in seinem sinnlichen Vermögen, den Wiederhall findet und dort nachgebildet wird. Die ikonologisch-bildhafte Struktur der Natur korrespondiert der Natur im Menschen, dem metaphorisch-bildhaften Vermögen des Menschen. So schreibt Hamann weiter: "Rede, daß ich Dich sehe! - - Dieser Wunsch wurde durch die Schöpfung erfüllt, die eine Rede an die Kreatur durch die Kreatur ist; [...]." (NII198)
  Wie verhält sich aber dieses bildhafte Sprechen der Schöpfung zur Menschensprache? Hamann nennt hier eine Prozeß der Übersetzung. Die Natur als sich offenbarende Bilder muß zuerst in Zeichen übersetzt werden.
  "Reden ist übersetzen - aus einer Engelsprache in eine Menschensprache, das heist, Gedanken in Worte, - Sachen in Namen, - Bilder in Zeichen; die poetisch oder kyriologisch, historisch, oder symbolisch oder hieroglyphisch - - und philosophisch oder charakteristisch seyn können. Diese Art der Übersetzung (verstehe Reden) kommt mehr, als irgend eine andere, mit der verkehrten Seite von Tapeten überein, [/] And shews the stuff, but not the workmen's skill; [...]." (NII199)
  Hamann greift hier auf die Genealogie des Schriftzeichens zurück, die seit Clemens von Alexandria gängig geworden ist.6) Die Geschichte wird nach der Differenzierung der Schrift in drei Stufen geteilt. Die ursprünglichste, poetische Stufe ist die der konfigurativen, ikonologischen Zeichen. Die historische ist die der hieroglyphischen, oder richtiger, typologischen Symbole.7) Die letzte, philosophische ist die der konventionalistisch gebrauchten Begriffe.
  Hamann will aber damit keineswegs eine Entwicklungslinie der menschlichen Sprache darstellen, noch seine eigene Semiotiktheorie begründen. Er betont vielmehr die prinzipielle Verwandschaft des "kyriologischen", d.h. des konfigrativen bzw. onomatopoetischen Zeichens mit der Natur der Dinge selbst. Die durch die Schöpfung gestiftete, poetisch-bildhafte Urstruktur der Natur korrespondiert dem metaphorischen Vermögen des Menschen selbst. Sprache hat ihren Ursprung im Wirken der Natur durch Sinne und Leidenschaften, also im Leib des Menschen. Hamann sieht im Urbild des menschlichen Leibes den Ursprung des menschlichen Sprache. Gerade deswegen charakterisiert Hamann die Ureltern der Menschheit als bildhafte Wesen, als Zeichen für die Nachwelt, indem er den "hieroglyphischen Adam" als "die Historie des ganzen Geschlechts im symbolischen Rade" und den "Charakter der Eva" als "das Original zur schönen Natur und systematischen Ökonomie" bezeichnet. (NII200)
  Es ist aber ein verkehrter Versuch, hieraus eine mystisch-hermetische Natursprachenlehre herauszulesen und diese etwa mit den physiognomischen Versuchen der Zeit zu verbinden.8) Hamann betont zwar diese ursprüngliche, im Wesen der Dinge gegründete und von Gott in diese gravierte Natursprache. Das aber gerade deswegen, weil er dadurch die dritte Stufe, die der philosophisch-begrifflichen Behandlung der Welt fragwürdig erscheinen läßt. Die unsprüngliche Natursprache ist dazu geeignet, hinter den rationalen Diskurs der Zeit zurückzureichen und dessen Alleinvertretungsanspruch auf Welterklärung außer Kraft zu setzen, ohne ihn irrationalistisch zu negieren. Dasselbe gilt aber auch für das Zeichen der zweiten Stufe, das symbolisch-hieroglyphische. Geschichte behält für Hamann als Rede des hieroglyphischen, d.h. des typologischen Zeichens, immer noch das ursprüngliche, sinnlich-dingliche Wesen der Natur. So formuliert Hamann: "das Buch der Natur und der Geschichte ist nichts als Chyffern, verborgene Zeichen". (NI308) Die Welt ist dem Menschen gegenüber nicht bloß als Ding, als sprachlose Sprache vorhanden. Sondern Natur sowie Geschichte sind "Bücher". Sie sind als "Text" zu lesen, und als Text haben sie Absicht und Bedeutung. Das braucht aber noch eine weitere Erklärung.
  "Das Buch der Schöpfung enthält Exempel allgemeiner Begriffe, die GOTT der Kreatur durch die Kreatur; die Bücher des Bundes enthalten Exempel geheimer Artickel, die GOTT durch Menschen dem Menschen hat offenbaren wollen. Die Einheit des Urhebers spiegelt sich bis in dem Dialecte seiner Werke; - in allen Ein Ton von unermäslicher Höhe und Tiefe!" (NII204) Wenn Hamann über die "Tiefe" der Offenbarung spricht, macht das Fundament solcher Aussage ein theologischer Begriff aus, nämlich die Kondeszendenz Gottes. In Hamanns Londoner Tagebuch, den "Biblischen Betrachtungen", wird dies immer als "Herunterlassung Gottes" formuliert. Hamann setzt diese "Herunterlassung" als Schlüsselbegriff für die gesamte von Gott ausgehende Wirklichkeit ein, die immer als Sprachereignis geschiet. Hamann versteht Gott als freie, redende Person. Gott ist "Schriftsteller" geworden und offenbart sich durch Zeichen in Natur, Schrift und Geschichte. Das Fleisch gewordene Wort spiegelt sich sowohl in der Natur als auch in der Geschichte.
  Diese leibhafte Offenbarung soll aber weniger mystisch-hermetisch als soteriologisch verstanden werden. Hamann hebt zwar den Sprachcharakter des Leibes hervor, indem er auf die Natursprache hinweist. Dabei betont er aber um so mehr den Leibcharakter der Sprache. Die Inkarnation Christi steht immer in der Mitte, wenn Hamann Schrift, Natur und Geschichte als "trinitarische" Kondeszendenz deutet. So äußert Hamann in einem Brief: "Freylich schuf er uns nach Seinem Bilde - weil wir dies verloren, nahm er unser eigen Bild an [...], lernte weinen - lallen - reden - lesen - dichten wie ein wahrer Menschensohn; ahmte uns nach, um uns zu Seiner Nachahmung aufzumuntern." (ZHI394) Gott hat sich in Christus in die Sprache des Menschen heruntergelassen und die Menschensprache zum Leib seiner Erniedrigung gewählt. Sprache ist somit als "communicatio göttlicher und menschlicher Idiomatum" (NIII27) christologisch verstanden. Für Hamann besteht somit die sprachliche Ebenbildlichkeit des Menschen zu Gott in einem höchst christozentrischen und soteriologischen Sinne. Wenn Hamann die Leibhaftigkeit der Natur und Geschichte betont, sieht er darin die Kondeszendenz Gottes in Christus als Urbild. In der "Aesthetica in nuce" ist sehr deutlich hingewiesen, daß alle hieroglyphischen Bilder ihr Urbild in Christus haben. "Das Zeugnis JESU also ist der Geist der Weissagung, und das erste Zeichen, womit er die Majestät seiner Knechtsgestalt offenbart, verwandelt die heiligen Bundesbücher in alten guten Wein, der das Urtheil der Speisemeister hintergeht, und den schwachen Magen der Kunstrichter stärkt." (NII212) Der Hinweis auf die hieroglyphisch, ikonologische Struktur der Wirklichkeit ist also vielmehr biblisch-typologisch, also im eminenten Sinne geschichtlich geordnet.
 
 
3. Geist und Buchstabe
 
  "Die Natur würkt durch Sinne und Leidenschaften. Wer ihre Werkzeuge verstümmelt, wie mag der empfinden? Sind auch gelähmte Sennadern zur Bewegung aufgeregt? - - Eure mordlügnerische Philosophie hat die Natur aus dem Wege geräumt, und warum fordert ihr, daß wir selbige nachahmen sollen? - Damit ihr das Vergnügen erneuern könnt, an den Schülern der Natur auch Mörder zu werden - [...] Bacon beschuldigt euch, daß ihr sie durch eure Abstractionen schindet." (NII206) Die aufklärische Kritik hat "den Text der Natur, gleich einer Sündfluth, überschwemmt", (NII207) indem sie den naturwüchsigen Zusammenhang der Sprachbildung für kindisch und albern hält und diese mit der Abstraktion und der begrifflichen Sprache zu ersetzen versucht. "Ihr wollt herrschen über die Natur, und bindet euch selbst Hände und Füße durch den Stoicismus."(NII208) In diesen und anderen ähnlichen Äußerungen hat Hamann richtig eingesehen, daß die Beherrschung der äußeren Natur als ihre Kehrseite die Kolonisierung der inneren Natur hervorhebt.9) Eine Sprachauffassung, die vom Leib, von der inneren Natur des Menschen, absieht, abstrahiert zugleich die Beredsamkeit der äußeren Natur.
  "Die Schuld mag aber liegen, woran sie will, (außer oder in uns): wir haben an der Natur nichts als Turbatverse und disiecti membra poetae zu unserm Gebrauch übrig." (NII199) Hamann beschreibt die Sprachsituation der Zeit als Leichenacker nach dem Schlachtzug der rigorosen Abstraktion. Er betrachtet dabei dieses Sterben der Natur und das Schwinden der Sinne aus einem hermeneutisch-traditionellen Blickwinkel. "Falls man aber die ganze verdienstliche Gerechtigkeit eines Schriftgelehrten auf den Leichnam des Buchstabens erhöht; was sagt der Geist dazu? Soll er nichts als Kammerdiener des todten oder wohl gar ein bloßer Waffenträger des tödtenden Buchstabens seyn? Das sey ferne! - - " (NII203) Hierin spielt das vom Altertum her bekannte Begriffspaar der Hermeneutik, Geist und Buchstabe, eine wichtige Rolle.
  Am Ende der "Aesthetica in nuce" bezeichnet der pseudonyme Verfasser sich selbst als "Ausleger der Ausleger". Diese Selbstbezeichnung ist sehr wichtig. Die eigentliche Intention dieser Schrift betrifft somit nicht in erster Linie die Ästhetik sondern die Hermeneutik.10) Hamann setzt sich in dieser Schrift u.a. mit dem Neologen Michaelis, einem der einflußreichsten Theologen der Zeit, auseinander, wo dieser die lutherische Lehre vom "testimonim spiritus sancti internum" in Frage stellt, indem er die objektive Rationalität als Kriterium der biblischen Philologie aufstellt. Michaelis gehört nämlich zu den Wegbereitern einer historisch-kritischen Überprüfung der Schreibart der Heiligen Schrift. Hamann sieht sich dabei in der hermeneutischen Tradition von "Geist und Buchstabe". Er besteht darauf, daß Michaelis nur mit dem Buchstabe der Bibel zu tun habe. Das heißt aber keineswegs, daß die Neologie den Knoten der biblischen Hermeneutik, nämlich das Problem pneumatologischen Einverständnisses, nicht kennt. Neologie interessiert sich ihrerseits für die damalige Bedeutung des Christentums im Zeitalter der Aufklärung und versucht sie auf Grund des neuzeitlichen Rationalismus in der moralischen Überlegenheit der christlichen Botschaft zu finden. Hamann sieht aber ein, daß sich solch ein moralisch-rationales Einverständnis vielmehr auf die Entfremdung des christlichen Offenbarungsbegriffs stützt und somit methodisch sich selbst widerspricht. Dieser Versuch verhindere eher das eigentliche Einverständnis der christlichen Botschaft. Hamann weist dabei auf eine hermeneutische Willkür der Neologie hin, daß sie die historische Begrenztheit des Textes nicht genügend reflektiert und die aufklärerische Moral, die eigentlich dem Text heterogen und insofern an sich sehr subjektiv ist, einfach zum Maßstab der Auslegung macht.
  Es ist also ganz verkehrt, wann man behauptet, daß Hamann hier die geistige Auslegung der buchstäblichen gegenüber hochschätze. Der Geist ist für Hamann mit dem Buchstaben, d.h. mit seinem sprachlichen Leib fest verbunden und von diesem untrennbar. Hamann betont vielmehr, daß sich die rationalistische Schwärmerei der aufklärerischen Theologie eben im Buchstaben zeigt. Erst dann ist die Ironie des folgenden Abschnitts verständlich.
  "Wenn die Leidenschaften Glieder der Unehre sind, hören sie deswegen auf, Waffen der Mannheit zu seyn? Versteht ihr den Buchstaben der Vernunft klüger, als jener allegorische Kämmerer der alexandrinischen Kirche den Buchstaben der Schrift, der sich selbst zum Verschnittenen machte, um des Himmelreichs willen?" (NII208)
  Der alexandrinische Kirchenvater Origenes, der Vertreter der spiritualistischen Auslegung der Schrift, hat eine Stelle der Schrift (Matth 19,12) buchstäblich verstanden, also mißverstanden und sich selbst zum Verschnittenen gemacht. Hamann fragt ironisch, ob die aufklärerischen Vertreter des Vernunftgesetzes, sei es kirchliche Neologen, sei es literarisch-philosophische Kritiker, zwar die alte allegorische Tradition verachtend, doch dasselbe nicht tun, indem sie die Natur, d.h. den Leib der Sprache sowie ihre eigenen Leidenschaften unterdrücken. "Weder die dogmatische Gründlichkeit pharisäischer Orthodoxen, noch die dichterische Üppigkeit sadducäischer Freygeister wird die Sendung des Geistes erneuern, der die heiligen Menschen GOttes trieb [...] zu reden und zu schreiben." (NII211) Die Aufklärer, die sich für die Vernunft begeistern, Sinne und Leidenschaften, die Sprachen der Natur unterdrücken, stehen eben auf derselben Seite mit jenen theologischen Neuplatonikern, die zunächst ihnen entgegenzustehen scheinen. Gerade im Buchstaben, im Leib der Sprache, zeigt sich sowohl die traditionell-allegorische als auch die aufklärerisch-vernünftige Schwärmerei.
  Gegenüber der hermeneutischen Situation der damaligen Zeit hält Hamann sowohl an einem mehrfachen Sinn der Schrift als auch an der lutherischen Postition vom "testimonium spiritus sancti internum" fest. Er bezieht sich also auf den älteren, pneumatologischen Standpunkt, von dem aus die Schrift als Weissagung anerkannt wird.11) Dabei handelt es sich für ihn um die Wiedergewinnung der geistigen Auslegung, welche Sinne und Leidenschaften, den Leib der Ursprache, den Buchstaben der Natur nicht verstümmelt. Hamann führt hier somit einen Zweifrontenkrieg, einmal gegen die Hermeneutik der aufklärerisch-rationalen Vernunftschwärmerei, einmal gegen die des alexandrinisch-allegorischen Spiritualismus.
 
 
4. Mysterien des Hymens
 
  Die sokratische Unwissenheit ist bei Hamann mit dem Glauben gleichen Ursprungs. Dieser Glaube ist aber nicht der bloß allgemeine, wie ihn die Humesche Skepsis enthält. Die Unwissenheit ist bei Sokrates als Erkenntnis seines Selbsts, als Nichts im Dasein tief eingeprägt und deutet mithin auf das Positive, welches äußeren Ursprungs ist. Sokrates vertraut nämlich seinem "Dämon", den Hamann zunächst mit dem Wort "Genie", dann mit "Genius" wiedergibt. "Sokrates hatte also freylich gut unwissend seyn; er hatte einen Genius, auf dessen Wissenschaft er sich verlassen konnte, den er liebte und fürchtete als seinen Gott, an dessen Frieden ihm mehr gelegen war, als an aller Vernunft der Egypter und Griechen, dessen Stimme er glaubte, und durch dessen Wind [...] der leere Verstand eines Sokrates so gut als der Schoos einer reinen Jungfrau, fruchtbar werden kann." (NII75) Die Haltung des Sokrates zu seinem Genius wird mit der biblischen "Furcht des Herrn"(Spr. 1,7) gleichgesetzt. Das andere Bild deutet eine Episode von Nikodemos (Joh. 3,8) an, in der Jesus die Wirkung des Geistes mit der des Windes vergleicht, der da bläst, aber dessen Herkunft und Weg dem Menschen unbekannt bleibt. Dieser Wind weist, zusammen mit dem Bild von der Befruchtung der Jungfrau Maria, auf die Neugeburt durch den Geist hin. Wie die Jungfrau Maria rein passiv den heiligen Wind (=Geist) empfang, so wurde der unwissende, innerlich leer gewordene Sokrates durch die Insprationen des Genius fruchtbar. Das Bild deutet jene Begeisterungstheorie der traditionellen Bibelhermeneutik an. Hier ist aber bemerkenswert, daß Hamann dazu vor allem die Empfängnis der Frau als Bild gebraucht. Das leibhafte Bild spielt keine sekundäre Rolle.
  In der "Aesthetica in nuce" wird auch auf den "Geist der Weissagung" (Off.19,10) hingewiesen, der "das Zeugnis JESU" gibt und als "das erste Zeichen" "die heiligen Bundesbücher in alten guten Wein" verwandelt. In der "Aesthetica in nuce" wird aber das Sinnlich-leibliche, wie wir im vorigen Abschnitt gesehen, mit dem geschlechtlichen Bild der Selbstverschnittung noch drastischer ausgedrückt. Die Aufklärer, die sich nach dem Vernunftgesetz beschneiden wollen, schneiden sich selbst ab mit dem Schwert der Abstraktion und erweisen sich als inpotente Verschnittene. Demgegenüber charakterisiert Hamann die Restauration des echten Verhältnisses von Menschen zu der Natur mit einem Bild des Einswerdens von Mann und Frau. "Der nächste Äon wird wie eine Riese vom Rausch erwachen, eure Muse zu umarmen, und ihr das Zeugnis zuzujauchzen: Das ist doch Bein von meinem Bein, und Fleisch von meinem Fleisch!" (NII200) Hamann weist auf den Ruf Adams bei der Erhaltung der Ehegattin Eva hin, auf den Ruf der Leidenschaften, den Ruf im Leib. "Leidenschaft allein giebt Abstractionen sowohl als Hypothesen Hände, Füße, Flügel; - Bildern und Zeichen Geist, Leben und Zunge - -" (NII208) In diesem Sinne wird die heidnische Mythologie sogar höher geschätzt als die Vernunftgläubigkeit der aufklärerischen Kritiker sowie der neologischen Orthodoxen. "Wagt euch also nicht in die Metaphysick der schönen Künste, ohne in den Orgien und Eleusinischen Geheimnissen vollendet zu seyn. Die Sinne aber sind Celes, und Bacchus die Leidenschaften; - alte Pflegeltern der schönen Natur." (NII201)
  Hamann berichtet, daß er "niemals in Stande gewesen" ist, "sich einen schöpferischen Geist ohne genitalia vorzustellen". (ZHII415) Er bezeichnet einmal "Pudenda der göttl. u. menschl. Natur als den Mittelpunkt ihrer Vereinigung". (ZHIV113) Und noch einmal: "Nun fallen mir die Pudenda als das einzige Band zwischen Schöpfung und Schöpfer ein." (ZHIV139) Hamann hat sich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt und sogar eine Schrift darüber verfaßt. In dieser Schrift: "Versuch einer Sibylle über die Ehe" legt er wiedermal auf den Ruf Adams Gewicht, diesmal in einer sehr sachlich-merkwürdigen Beschreibung.
  "Ohne ein Schlachtopfer der Unschuld, bleibt das Kleinod und Heiligtum der Keuschheit unbekannt, und der Eingang dieser himmlischen Tugend undurchdringlich - Mitten im Weyrauch eines Schlummers sah ich jene Ribbe - und rief voll begeisterter habseliger Zueignung? 'Das ist Knochen von meinen Knochen, und Fleisch von meinem Fleische.' - Wenn sich ein Gemächte mit seinem Ursprung vereinigt, gieng er ein, wo er einst hergekommen war als des Leibes Heiland, und gleich einem treuen Schöpfer in guten Werken schloß er die Lücke der Stätte zu mit Fleisch, um die älteste Maculatur des menschlichen Geschlechts fernerweit zu erfüllen. -" (NIII202)
  Mit dieser zotenhaften Beschreibung schließt Hamann die "Mysterien des Hymens", die eigentlich nach dem vierfachen Schriftsinn der Bibelhermeneutik geordnet sind. Die Beschreibung beginnt zuerst mit dem buchstäblichen Sinn des Hymens: Leidenschaft im Bild des weiblichen Geschlechtsteils. Sie steigert sich dann vom seelisch-allegorischen Sinn der griechischen Liebes- und Hochheitsgöttin über den geistig-moralischen Sinn der Gemeinschaft, des bindenden Bands der menschlichen Gesellschaft. Schließlich gelangt sie zum eschatologischen Sinn von Hymnus, der die entgültige Vereinigung des Schöpfers mit dem Geschöpf anklingen läßt.12) Das Schöpfungsakt wird hier umgekehrt, indem die "Ribbe" dem Phallus und der "Ursprung" der Vagina korrespondieren. Die Mysterien des Hymens und die Mysterien des Phallus kommen nun zur "coincidentia oppositorium". Die Ehe wird somit ein eschatologisches Bild, das "communicatio göttlicher und menschlicher Idiomatum" symbolisiert.
  Hamann beschreibt das Sakrament der Ehe provozierend-obszön, weil er dadurch die Gesellschaft der friderizianischen Aufklärung als solche bezeichnen will, in der der eigentliche Sinn der Ehe vergessen und unterdrückt wird. "Weil der Ehstand der köstliche Grund und Eckstein der ganzen Gesellschaft ist: so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am allerstärksten in den Ehgesetzen. Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der Gesetzgeber seyn soll, der Verstockung des menschlichen Herzens zu gefallen, öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren: so ist es die höchste Gerechtigkeit von Seiten des Weltrichters, die Schänder seiner Majestät einem paraphysischen Misbrauch ihrer eigenen Leiber zu übergeben. -" (NIII200)
  In dem aufklärerischen Absolutismus Friedrichs II. wird das Sakrament der Ehe durch sein Ehegesetz säkularisiert und die Natur und ihre sinnlich-leibliche Sprache durch die Vernünfterei der Kritiker, immer vernachlässigt. Da wird der "Charaker der Eva", "Original zur schönen Natur", (NII200) vertilgt. Hamann schreibt der friderizianischen Aufklärung die Verdrängung des Weiblichen (Natur) und das Gedeihen der Homosexualität zu und hält ihr das geheime, doch schlimmste Gericht Gottes (Röm.1,24/27) entgegen. Der aufklärerische Vernunftgläubige habe "den natürlichen Gebrauch der Sinne" mit "dem unnatürlichen Gebrauch der Abstractionen" ersetzt, "wodurch unsere Begriffe von den Dingen eben so sehr verstümmelt werden, als der Name des Schöpfers unterdrückt und gelästert wird." (NII207) Der aufklärerische Mensch halte seine innere Natur, seine eigene Sexualität eben für Scham und Schande und wolle sie mit dem Vernunftgesetz beschneiden oder lieber von sich selbst abschneiden. Aber dadurch wird nichts daran geändert, daß er immer noch als geschlechtliches Wesen da ist und so weiter leben muß. So müssen sich ihre Leidenschaften nun auf eine sehr verzerrte Weise in der sexuelle Perversion zeigen. Hamann beschreibt die aufklärerische Gesellschaft unter Friedrich II. als die der homosexuellen Werbungen unter den Eunuchen. Ihnen ist die wahre Empfängnis verweigert. "Todter und unfruchtbarer Wohlstand, scheinheiliger Pharisäer unsers Jahrhunderts! Deine moralische und bürgerliche Vorurtheile, und der hohe Geschmack oder Tand ihrer Verdienste ist nichts als Caviar des Leviathans, der hoch in den Wellen des Luftkreises herrscht - und die Schaamröthe eurer Jungferschaft, ihr schönen Geister! ist gallicanische Schminke, Kreide und Insectendotter; aber kein adlich angeborner Purpur eines gesunden, vom Himmel geschenkten und belebten Fleisches und Blutes. -" (NIII202)
 
 
5. Sprache als Pudenda der Vernunft
 
  Mit der Schrift "Neue Apologie des Buchstaben h von ihm selbst" antwortete Hamann auf Christian Tobias Damm. Dieser hatte 1773 die "Betrachtungen über die Religion" publiziert und dort programmatisch behauptet, "die Religions-Sache" sei "endlich einmal würdig, von aller ihr angehefteten schädlichen Mythologie gereinigt zu werden".13) In den abschließenden "zufälligen, zur Hauptsache passenden Gedanken" hatte Damm gefordert, das Reinheitsideal einer vollkommen vernünftigen Ordnung auch auf die Probleme einer Orthographiereform anzuwenden, vor allem den nicht ausgesprochenen Buchstaben h, in der Mitte und am Ende einer Silbe, zu tilgen. Für Hamann sind der stumme Buchstabe h und die "schädliche Mythologie" Leidgenossen. So läßt er den Buchstaben h selbst auf die ihm zugefügte Mißhandlung antworten und macht ihn zugleich zum Apologeten in der "Hauptsache". Unter der Chiffre des Buchstaben h kommt das Wesen der Religion selbst zur Geltung, sofern dieses sich nicht anders als im Anhauch des göttlichen Wortes mitteilt.
  "Ihr kleinen Propheten von Böhmisch-Breda! Wundert euch nicht, daß ich mit Menschenstimme, gleich jenem stummen lastbaren Thier zu euch rede, um eure Übertretung zu strafen. Euer Leben ist das, was ich bin - ein Hauch. Denkt also nur nicht, daß ich vor euch kriechen, um meine Erhaltung winseln oder es bejammern soll, aus euren Schriften ganz und gar verbannt oder ausgerottet zu seyn. Ich sehe es für eine Ehre und Wohlthat an, dem Dienst eurer Eitelkeit weniger als meine selbst- und mitleidende Brüder unterworfen zu seyn. Mein Daseyn und meine Erhaltung ist die Sache desjenigen, der alle Dinge trägt mit seinem kräftigen Worte und der geschworen und gesagt: Biß daß Himmel und Erde zergehen, wird nicht zergehen der kleinste Buchstab noch ein Tüttel- "(NIII105)
  Wie wir oben schon einmal gesehen, dürfen Buchstabe und Geist hier nicht gegeneinander ausgespielt werden. Der Scheidekunst der zeitgenössischen Theologie, die eine Religion des reinen Geistes vom bloßen Buchstaben zu trennen versucht, setzt Hamann keineswegs eine Apologie des bloßen Buchstabens entgegen. Die Rettung des Buchstabens ist zugleich Rettung des göttlichen Geistes, der sich an die Sphäre der Sinnlichkeit bindet.
  So wie der Prophet Bileam seinen Esel "schlägt", verfolgt der angebliche Reformator der Aufklärung, das "Vehikel" der Vernunft, nämlich die Sprache, um seiner Prophezeiung willen. Deswegen ruft Hamann den "stummen" Buchstaben h zum Richter gegen "Unglauben" bzw. "Abergläuben" der Vernunft an, so wie das "stumme lastbare Thier" die Thorheit des Propheten entlarvt (4.Mose 22,21ff).
  Sprache ist für Hamann niemals bloß menschliche Erfindung. Die aufklärerische Optimisten meinen den Ursprung sowie die Vervollkommnung der Sprache in den Kompetenzbereich der menschlichen Vernunft einholen zu können. Das Programm einer Orthographiereform, durch Tilgung eines Buchstabens die Sprache ins Reine zu bringen, ist nur ein Beispiel. Gegenüber all solchen Versuchen beharrt Hamann auf der Kreaturlichkeit der Sprache. Sie wird ins "Daseyn" gerufen und erhalten von dem, der "alle Dinge trägt mit seinem kräftigen Worte". Als Medium des göttlichen Wortes bleibt sie der menschlichen Vernunft uneinholbar vorgegeben.
  Sprache vor aller Vernunft: diesen Grundgedanke vertritt Hamann in den verschiedensten Zusammenhängen und macht ihn bis in die kleinsten und unerheblich erscheinenden Einzelheiten geltend.14) In den "Zwey Scherflein" heißt es: "Ohne Sprache hätten wir keine Vernunft, ohne Vernunft keine Religion..." (NIII231) Die Sprache "gebärt" die Vernunft und nicht umgekehrt, wobei man "schlechterdings die Sprache nehmen müsse, wie sie ist, mit allen Muttermälern der Sinnlichkeit". Und schließlich sehr drastisch: "Wer nicht in die Gebärmutter der Sprache, welche die DEIPARA unserer Vernunft ist, eingeht, ist nicht geschickt zur Geistestaufe einer Kirchen- und Staatsreformation." (NIII239) In einem Brief an Jacobi schreibt Hamann: "Bei mir ist weder von Physik noch Theologie die Rede, sondern Sprache, die Mutter der Vernunft und Offenbarung, ihr A und O."(ZHVI108) In der "Metakritik" betont Hamann die "genealogische Priorität der Sprache" (NIII286) und formuliert, daß die Sprache "das einzige erste und letzte Organon und Kriterion der Vernunft" (NIII284) ist. "Das ganze Vermögen der Vernunft beruht auf Sprache." (NIII286)
  Für Hamann befindet sich die Grenze der reinen Vernunft nicht, wie die Aufklärer meinen, in der Ferne, etwa in den erhabenen Begriffen, sondern im Allernächsten der Alltäglichkeit. Die alltäglichen Sprachphämonene sind es, die für die Aufklärung blinde Flecken ausmachen. Sprache enthält z.B. das Genus, den Geschlechtsunterschied der Nomina, was zu ihrem Ursprung zurückgeführt wird und somit für die Vernunft uneinholbar ist. Es wäre eine Anmaßung der Vernunft, wenn man das Genus als spätere, zufällige Zufügung, somit als unwesentlich für eine Sprache erklären und es sogar abschaffen würde. Diese in den Sprachphänomenen deutliche Tatsache gilt aber auch für die Sexualität des Menschen selbst. Auch wenn sie dem Maßstab der aufklärerischen Vernunft nicht paßt, würde sich ihre Ignorierung am Menschen selbst rächen, weil er seinem geschlechtlichen Dasein nicht entwischen kann. Die perverse Gesellschaft der verschnittenen Homosexuellen, die den Anhauch der Schöpfung nicht mehr haben wollen und somit die Sprache der Natur nicht hören können, beschreibt Hamann in der unvollendeten Schrift "Schürze von Feigenblätter": "Unschuld kennt keinen Unterscheid des Guten und Bösen, weiß daher auch von keiner Schande oder Schaam. Schuld, die weder einen Zeugen noch Rächer scheut, grämt u schämt sich nicht; sondern versteigt sich zur Ee mit einer Hel da Gott in wohnet."(NIII213)
  Wenn Hamann hier das Wort Ehe ohne h schreibt, dann ist es sowohl eine Persiflage der orthographischen Reformvorschläge als auch eine scharfe Kritik daran, daß man im friderizianischen aufklärerischen Absolutismus den lebendigen "H"auch Gottes unterschlägt und die "ehebrecherrisch Psilosophie" verehrt. Hamann erfindet selbst mit dem griechischen Wort "psilos", d.h. leer, listig oder wackelig, zwei neue Begriffe: Psilosophie und Psilologie. Er schreibt an Jacobi und teilt ihm seinen Plan mit: "Metakritik über den Purismum der Sprache und Vernunft in psilologischen und psilosophischen Liebesbriefchen". (ZHVI108) Für Hamann ist der aufklärerische Optimismus wie im Programm der Orthographiereform ebenso harmlos sowie gefährlich, weil er über seine eigenen Voraussetzungen selbst unaufgeklärt ist. Er ist gebannt vom Glauben an die immanente Vervollkommnungsfähigkeit der Welt und erkennt nicht, wie tief die Vernunft selbt in die Sünde verstickt, dem "Dienst der Eitelkeit" unterworfen ist.
 
 
6. Metakritik über den Purismum der Vernunft
 
  Für Hamann ist Kant in diesem Sinne der letzte Gegner. In seiner "Metakritik über den Purismum der Vernunft" (1784) schreibt Hamann, daß Kant in seiner "Kritik der reinen Vernunft" (1781) eben die Vervollkommnung der Vernunft durch ihre Läuterung zuerst aus Geschichte und Tradition, dann aus der Erfahrung durchführen wolle. Kants Sprachauffassung ist es aber, die Hamann dabei am schärfsten angreift.
  "Der dritte höchste und gleichsam empirische Purismus betrift also noch die Sprache, das einzige erste und letzte Organon und Kriterion der Vernunft, ohne ein ander Creditiv als Ueberlieferung und Usum. Es geht aber einem auch beinah mit diesem Idol, wie jenem Alten, mit dem Ideal der Vernunft. Je länger man nachdenkt, desto tiefer und inniger man verstummt und alle Lust zu reden verliert." (NIII284)
  Kants Vernunftreinigung sei Abstrahieren von der Sprache, die zwar von geschichtlich- zufälligen Ereignissen abhängig, aber "das einzige erste und letzte Organon und Kriterion der Vernunft" sei. Am Ende der Abstrahierung bleibe der Vernunft somit nichts als Schweigen übrig. Kant schreibt tatsächlich: "Die reine Vernunft ist in der Tat mit nichts als sich selbst beschäftigt, und kann auch kein anderes Geschäft haben." Nach Kant ist Denken "Reden mit sich selbst [...], folglich sich auch innerlich Hören". Hamanns "Metakritik" greift gerade diese Einheit des autarken "transzendentalen Subjektes" auf und wirft Kant dessen Selbstbezüglichkeit als "das Formenspiel einer alten Baubo mit ihr selbst" (NIII287), als einen selbsttröstenden, zotenhaften Tanz einer alten Frau, vor.15)
  Hamann findet in Kants monologisch-selbstbezüglichen Läuterungsprogramm der Vernunft eben "einen gnostischen Haß gegen Materie" und "eine mystische Liebe zur Form". Nach der Ausführung des Programms bleibe schließlich für das "eigentliche Object der reinen Vernunft" "nichts als ein altes kaltes Vorurtheil für die Mathematik vor und hinter sich".(NIII285) Das gilt vor allem bei dem Gottesbegriff, den Kant seinerseits als "Ideal der reinen Vernunft" behandelt.
  So "misbraucht die Metaphysik [Kant] alle Wortzeichen und Redefiguren unserer empirischen Erkenntnis zu lauter Hieroglyphen und Typen idealischer Verhältnisse, und verarbeitet durch diesen gelehrten Unfug die Biderkeit der Sprache in ein so sinnloses, läufiges, unstätes, unbestimmtes Etwas = x, daß nichts als ein windiges Sausen, ein magisches Schattenspiel, [...]der Talisman und Rosenkranz eines transcendentalen Aberglaubens an entia rationis, ihre leere Schläuche und Losung übrig bleibt." (NIII285)
  Solche ein stummes "Ideal der reinen Vernunft" klagte Hamann als "mystische Einheit" an, deren Vorbild schon in der Geschichte selbst, nämlich im Gottesbegriff des Neuplatonismus vorhanden war: das verehrte Unsagbare, dem alle irdischen Prädikate abgenommen wurden. So wird Kant, der auf die Vervollkommnung der Vernunft durch ihre Läuterung aus Geschichte und Erfahrung abzielt, selbst in die Philosophiegeschichte eingeordnet, und zwar unter die neuplatonistischen Mystiker, die spiritualistisch all das Sinnliche, das Leibliche, das Sprachliche verachtet und das Vernünftige, das Geistige, das Wahre davon zu reinigen versucht haben.16)
  Kant wolle sich in den mystischen Himmel der reinen Formen hinaufschwingen. So charakterisiert Hamann Kants letzte Schritte in seiner transzendentalen Elementarlehre. "Eine vorzügliche con amor ausgearbeitete Critik aller spekulativen Theologie" dürfte gerade an Kant, "an dem Gesetzgeber und Kunstrichter der reinen Vernunft selbst, bewährt werden". (NIII279) Für Hamann ist Kants Weg bloß ein neuer Versuch der natürlichen Religion. Das komme aber eben aus Kants Grundposition zur kritischen Methode (krinomai=scheiden).
  Hamann kritisiert Kants Ausführung der Vernunftskritik als Abstraktion, als Scheidekunst. "Entspringen aber Sinnlichkeit und Verstand als zwey Stämme der menschlichen Erkenntnis aus Einer gemeinschaftlichen Wurzel, so daß durch jene Gegenstände gegeben und durch diesen gedacht werden; zu welchem Behuf nun eine so gewaltthätige, unbefugte, eigensinnige Scheidung desjenigen, was die Natur zusammengefügt hat! Werden nicht alle beyde Stämme durch eine Dichotomie und Zweispalt ihrer gemeinschaftlichen Wurzel ausgehen und verdorren?" (NIII286)Um das Verhältnis zwischen Sinnlichkeit und Verstand klarzustellen, verwendet Hamann hier das Bild der biblischen Ehestiftung, wobei Mann und Frau von Gott in eins zusammengefügt werden (Matt. 19,6). Sowie Mann und Frau "nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch" sind, so sind Sinnlichkeit und Verstand fest verbunden, im Sakrament der Sprache. Wörter sind es, die "ein ästhetisches und logisches Vermögen" haben. (NIII288) Wer sie scheidet, der übernimmt eben die Rolle des Ehebrechers: "ehebrecheriche Psilosophie".
  So fragt Hamann seinerseits sich selbst, wie ein Mensch aber zum Denken kommt. "Bleibt es also ja noch eine Hauptfrage: wie das Vermögen zu denken möglich sey?" Hamann beharrt auch hierbei auf der "genealogische[n] Priorität der Sprache". Kants reinen Anschaungen, Raum und Zeit, als reinen Formen a priori, stellt Hamann hier Laute und Buchstaben als Materialität des Zeichens entgegen. "Laute und Buchstaben sind also reine Formen a priori, in denen nichts, was zur Empfindung oder zum Begriff eines Gegenstandes gehöret, angetroffen wird und die wahren, ästhetischen Elemente aller menschlichen Erkenntnis und Vernunft. [...] Daher haben sich die Begriffe von Zeit und Raum durch den überschwänglich beharrlichen Einfluß der beyden edelsten Sinne, Gesichts und Gehörs, in die ganze Sphäre des Verstandes, so allgemein und notwendig gemacht, als Licht und Luft für Aug, Ohr und Stimme sind [...]" (NIII286) Der Verstand und die Begriffe sind bis zum Ende ihrer ganzen Sphäre von den Sinnen, Gesicht und Gehör, durchdrungen. Auch die Vernunft hat ihren eigenen Leib. Das Abstrahieren des Sinnlich-sprachlichen von Begriffen im Namen der Vernunftsläuterung heißt also nichts als Tilgung der Vernunft selbst.
  Für Hamann ist die Faktizität der Sprache, des Zeichens, ihrem Verstanden-werden immer vorgängig. Laut und Buchstaben sind die Materialität des Zeichens. Sie sind zwar als Material noch reine Formen a priori. In der Materialität des Zeichens liegt kein Hinweis auf Empfindung oder Begriff des Gegenstandes. Dort ist das Verhältnis von Zeichen und Bedeutung arbiträr. Die Wörter an sich sind zwar empirsche, aber immer noch "reine" Anschauungen, "in so fern ihre Bedeutung durch nichts, was zu jenen Empfindungen gehört, bestimmt wird". "Diese Bedeutung und ihre Bestimmung entspringt, weltkundiger maaßen, aus der Verknüpfung eines a priori willkührlichen und gleichgiltigen, a posteriori aber nothwendigen und unentbehrlichen Wortzeichens mit der Anschauung des Gegenstandes selbst."(NIII288) Die Bedeutung entspringt nur dadurch, daß ein Zeichen im Gebrauch verstanden wird. Das Zeichen erweist sich als das geeignete erst dann, wenn es in einer bestimmten Rede an jemanden gerichtet wird. D.h. indem ein Zeichen in einer konkreten Sprachsituation mit Raum und Zeit inkarniert wird, seinen notwendigen Leib annimmt, wird es ästhetisch deutlich vernommen. Was a priori als arbiträr erschien, erweist sich somit a posteriori als ein verstandenes Zeichen. Hamann hat damit von der Sprache her das Verhältnis von Aprioriät und Aposteriorität der kantischen Bestimmung umgekehrt.17)
  So urteilt Hamann zum Schluß: Kant habe nur "im Geiste geträumt", daß "er sich den bisher gesuchten allgemeinen Charakter einer philosophischen Sprache als bereits erfunden" habe. "Diese letzte Möglichkeit nun, die Form einer empirischen Anschauung ohne Gegenstand noch Zeichen derselben aus der reinen und leeren Eigenschaft unsers äußeren und inneren Gemüths herauszuschöpfen, ist eben das Dos moi pou sto und proton pseudos, der ganze Eckstein des kritischen Idealismus und seines Thurms und Logenbaues der reinen Vernunft." (NIII289)
  Sprache und Leib sind es, die Hamann seinerseits zum Eckstein all seiner Überlegungen macht. Hamann betont in seinen Schriften immer die Sprachlichkeit des Leibes, hebt aber um so mehr die Leiblichkeit der Sprache als ihr Pudenda hervor. Die geschichtliche Faktizität der Sprache als Inkarnation der communicatio göttlicher und menschlicher Idiomatum ist es, die ihr die tiefste Bedeutung der Wirklichkeit schenkt und sie frei und lebendig bewegen läßt. Die Läuterung der Vernunft durch ihre Anbeter, die die konkrete Einmaligkeit, d.h. eine Art Fleischwerdung Gottes, sowohl in der Geschichte als auch in der Sprache mißachten und sie geringschätzen, ist für Hamann das Selbstverstümmeln der Vernunft. Darauf hinzuweisen ist das letzte Ziel seiner Autorschaft. Dabei spielt der Leib der Schrift selbst, die Schreib- und Redensart, wie wir gesehen haben, wieder eine entscheidende Rolle.
 
 
 
Anmerkungen
 
1) Der vorliegende Aufsatz wurde in März 1998 anläßlich des Kolloquiums an der Universität Tokyo: "Deutsche Romantik. Sprachlichkeit, Anthropologie, Nationales Bewußtsein" verfaßt, aber damals aus zeitlichen Gründen nur auszugsweise vorgetragen.
2) Hamann, Johann Georg: Sämtliche Werke Bd.1-6, hrsg. v. J. Nadler, Wien 1949-1957 (N mit folgender Band- und Seitenzahl).
3) Der Begriff stammt zwar von S. Kierkegaard, hatte aber dem Sachverhalt nach schon Hamanns Autorhandlung bestimmt und wurde als solcher von Kierkegaard übernommen.
4) Vgl. Kawanago, Y.: Prophetie als "Empfindung" - Johann Georg Hamanns Sokratesbild. In: The Proceedings of the Department of Foreign Languages and Literatures, College of Arts and Sciences, The University od Tokyo, Vol.XXXVII, No.1, Tokyo 1990, S.111-133.
5) Hamann, Johann Georg: Briefwechsel Bd.1-7, hrsg. v. W. Ziesemer und A. Henkel, Wiesbaden und Frankfurt/M 1955ff. (ZH mit Band- und Seitenzahl). Zitat aus: David Hume, Philosophical Essays concerning Human Understanding (1748).
6) Hamann, Johann Georg: Sokratische Denkwürdigkeiten/ Aesthetica in nuce, hrsg. v. S.-A. Jorgensen. Stuttgart (Reclam) 1968, S.88.; Gaier, Ulrich: Hamanns und Herders hieroglyphische Stile. In: Johann Georg Hamann. Autor und Autorschaft. Acta des sechsten Internationalen Hamann-Kolloquiums im Herder-Institut zu Marburg 1992, Frankfurt 1996, S.189.
7) Vgl. Gründer, Karlfried: Figur und Geschichte. J.G.Hamanns "Biblische Betrachtungen" als Ansatz einer Geschichtsphilosophie. Freiburg/München 1958, S.93-158.; Goppelt, Leonhard: Typos. Die typologische Deutung des Alten Testaments im Neuen. Darmstadt 1987.
8) In diesem Punkt grenze ich mich von Hartmut Böhme ab, obwohl ich sonst sein Buch "Natur und Subjekt" (1988) sehr schätze und für diesen Aufsatz vom Kapitel "Der sprechende Leib. Die Semiotiken des Körpers am Ende des 18. Jahrhunderts und ihre hermetische Tradition" viel gelernt habe. Vgl. in diesem Buch, S196ff.
9) Vgl. Böhme: A.a.O., S.195.
10) Vgl. Jorgensen, Sven-Aage: Hamanns hermeneutische Grundsätze. In Aufklärung und Humanismus, hrsg. v. R. Toellner, Heidelberg 1980, S.219.
11) Vgl. Jorgensen: A.a.O., S.220.
12) Vgl. Wetzel, Michael: Mysteren des Hymens. "Versuch einer Sibylle über die Ehe". In: Johann Georg Hamann. Insel-Almanach auf das Jahr 1988, Frankfurt/M 1987, S.163ff.
13) Vgl. Lüpke, Johannes von: Die Wahrheit in einem Hauch oder von der Eitelkeit der Vernunft. "Neue Apologie des Buchstabens h von ihm selbst". In: Insel-Almanach 1988, S. 173.
14) Salmony, H. A.: Johann Georg Hamanns metakritische Philosophie. Zollikon 1958, S.208f.
15) Bayer, Oswald: Die Geschichten der Vernunft sind die Kritik ihrer Reinheit. In: Hamann - Kant - Herder. Acta des vierten Internationalen Hamann-Kolloquiums im Herder-Institut zu Marburg/Lahn 1985, Frankfurt/M 1987, S.35 und S.69.
16) Bayer: A.a.O., S.26ff
1) Majetschak, Stefan: Metakritik und Sprache. Zu Johann Georg Hamanns Kant-Verständnis und und seinen metakritischen Imprikationen. In: Kant-Studien 80, 1989, S.447-471; Bayer, O.: Raum und Zeit. Hamanns Metakritik der transzendentalen Ästhetik Kants. In: Tragende Tradition. Festschrift für Martin Seils, hrsg. v. A. Freund u.a., 1992, S.25-33.
 
 
 
 
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In: interdisciplinary cultural studies, Graduate School of Arts and Sciences, The University of Tokyo, Vol.4, Tokyo 1999, S.111-131.